Interaktive und Gamification-basierte Technologien zur Förderung der psychischen Gesundheit im Kindesalter (GamKi)

Ziel der Bekanntmachung ist die Förderung digitaler Technologien in der Psychotherapie zur Durchführung alltagsnaher Interventionen sowie zur unmittelbaren Erhebung von Symptomen auch zwischen Therapiesitzungen. Interaktive Elemente, bspw. aus dem Bereich Gamification, können die Motivation zur Nutzung steigern und Nutzenden spielerisch Fähigkeiten vermitteln.

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© Adobe Stock/galitskaya

Jedes vierte Kind in Deutschland zeigt psychische Auffälligkeiten – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zur Zeit vor der COVID-19-Pandemie. Während die Inzidenzen bei Depressionen nach der Pandemie wieder zurückgingen, bleiben die Fallzahlen für Angststörungen und psychosomatische Beschwerden hoch. Gleichzeitig haben sich die Wartezeiten auf einen Therapieplatz deutlich verlängert. Waren es vor der Pandemie durchschnittlich 3,5 Monate, so sind es mittlerweile fast sechs Monate. Besonders im Kindesalter, einer Lebensphase der schnellen Entwicklung und kontinuierlichen Veränderungen der Lebenssituation, sind derartig lange Wartezeiten äußerst schädlich. Digitale Technologien ermöglichen in der Psychotherapie die Durchführung alltagsnaher Interventionen sowie die unmittelbare Erhebung von Symptomen auch zwischen Therapiesitzungen. Interaktive Elemente, bspw. aus dem Bereich Gamification, können die Motivation zur Nutzung steigern und Nutzenden spielerisch Fähigkeiten vermitteln.

Es sollen daher Projekte gefördert werden, die mittels interaktiver Technologien zur Unterstützung psychotherapeutischer Maßnahmen für Kinder sowie zur Vermittlung entsprechender, im Alltag anwendbarer Fähigkeiten und Fertigkeiten beitragen. Hierbei sollen Gamification-Elemente ergänzt um weitere interaktive Technologien, bspw. aus dem Bereich Internet of Things (IoT), zum Einsatz kommen, die im Rahmen der Förderrichtlinie erforscht und evaluiert werden. Die Technologien sollen Kindern einen niederschwelligen Zugang zu therapieunterstützenden Angeboten eröffnen und die Zielgruppe entsprechend der therapeutischen Maßnahmen aktivieren. Mögliche Anwendungsgebiete umfassen auf der einen Seite externalisierende psychische Störungen in der Kindheit, die häufiger auftreten und sich früher manifestieren, und auf der anderen Seite internalisierende psychische Störungen. Die zu entwickelnden interaktiven Technologien sollen dabei störungsspezifisch entworfen, jedoch nach Möglichkeit im Hinblick auf einen transdiagnostischen Einsatz entwickelt werden.

MODUL 1: ANWENDUNGSORIENTIERTE VERBUNDPROJEKTE

  • Die interdisziplinär aufgestellten Forschungsverbünde verknüpfen Wissenschaft und Wirtschaft. Neben Kompetenzen in der psychotherapeutischen Versorgung von Kindern verfügen die Partnerinnen und Partner über Expertise über interaktive Technologien, insbesondere den Bereich Gamification, und Zugang zur Zielgruppe. Auch einschlägige Vorarbeiten auf dem Gebiet der Erforschung technikgestützter sozialer Interaktion liegen vor. Zudem sind Unternehmen mit kommerziellen Verwertungsaussichten und einem potenziellen Marktzugang beteiligt.
  • Die projektbegleitende Betrachtung von ELSA (ethical, legal & social aspects) ist obligatorisch.
  • Es werden Lösungen gefördert, die für Kinder sowie deren psychosoziales Umfeld leicht zugänglich sind. Dies kann einerseits durch niederschwellige, aktuell verfügbare Technologien wie Smartphones umgesetzt werden. Andererseits kann dies durch Installationen realisiert werden, für deren Nutzung keine hochpreisige Hardware notwendig ist.
  • Das Ziel der Lösung muss sein, psychotherapeutische Prozesse durch interaktive Technologien und gamification-basierte Ansätze zu unterstützen.
  • Neue IoT-Ansätze können genutzt und erforscht werden, z. B. die Einbindung von tragbarer Sensorik zur frühzeitigen Detektion von Veränderungen des Gesundheitszustands der Nutzenden.
  • Die Projektlaufzeit soll 36 Monate nicht überschreiten.

MODUL 2: WISSENSCHAFTLICHES BEGLEITPROJEKT

  • Die in den Projekten gesammelten wissenschaftlichen Erkenntnisse sollen in einem Begleitprojekt aufbereitet werden, um ein theoretisches Modell der Wirkmechanismen technologieunterstützter Psychotherapie zu erstellen.
  • Das Begleitprojekt etabliert eine Austauschplattform und unterstützt aktiv bei der Organisation von Vernetzungstreffen, bei denen die Möglichkeit zum Aufbau und Austausch von Wissen geschaffen wird.
  • Verbundübergreifende Fragestellungen zu ELSA, besonders ethische Fragen zur Nutzung digitaler Technologien in der Therapie im Kindesalter, sollen vom Begleitprojekt erfasst, gebündelt und untersucht werden.
  • Das Begleitprojekt führt Maßnahmen durch, die zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen in der Gesellschaft beitragen.
  • Wissenschaftskommunikation ist eine zentrale Aufgabe des Begleitprojekts.
  • Das Begleitprojekt wird als Einzel- oder Verbundprojekt gefördert und startet und endet jeweils zwei Monate vor bzw. nach den Verbundprojekten aus Modul 1. Die Laufzeit soll daher bis zu 40 Monate betragen.