MobiDoc

Hightech-Diagnostik in der Zahnarztpraxis

Orale Infektionen sind Volkserkrankungen und manifestieren sich oft erst im höheren Lebensalter. Fast 80 Prozent der Erwachsenen leiden an einer entzündlichen Erkrankung des Zahnbetts (Parodontitis). Parodontalerkrankungen führen unbehandelt zum Zahnverlust, verursachen hohe Kosten und erhöhen das Risiko für den Verlust teurer Zahnimplantate. Die chronische Infektion wird häufig lange nicht erkannt. Sie steht im Verdacht, typische Erkrankungen der älteren Bevölkerung wie z. B. Herz-, Atemwegserkrankungen, Schlaganfälle und rheumatische Erkrankungen nach sich zu ziehen oder auszulösen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass sie in enger Wechselbeziehung zu Diabetes stehen.

Die Diagnostik der Parodontitis auslösenden Bakterien ist wichtig für die Prognose einer Zahnbetterkrankung und stellt eine wesentliche Unterstützung für die Wahl der geeigneten Therapie dar. Heute wird diese Diagnostik, die auf dem Nachweis des Erregererbguts (DNA) beruht, in spezialisierten Labors mit einer kostspieligen Geräteausstattung durchgeführt und dauert aufgrund des Probenversands einige Tage. Die komplexen, molekularbiologischen Analyseverfahren erfolgen durch speziell ausgebildetes Laborpersonal. Diese aufwändige Vorgehensweise ist für den Patienten mit mehrmaligen Besuchen beim behandelnden Zahnarzt verbunden. Im Projekt MobiDoc soll daher ein mobiles und kostengünstiges Komplett-Diagnosesystem entwickelt werden, mit dem der Zahnarzt während der Behandlung die verantwortlichen Parodontitisbakterien selbst identifiziert und den Patienten dann individuell, schnell und kostensparend therapieren kann. Dazu entwickeln die beteiligten Partner ein mikrofluidisches System, das auf der Technologieplattform „Pocdental“ aufbaut. Diese wurde von den beteiligten Partnern im Rahmen eines erfolgreich abgeschlossenen Verbundprojektes entwickelt. Das Gesamtsystem besteht aus einer Kunststoffkartusche zum einmaligen Gebrauch, die sämtliche notwendigen Reagenzien enthält, und einem externen Gerät, so dass alle molekularbiologischen Prozesse automatisch ablaufen können. Eine Software generiert anschließend einen Laborbefund mit individuell angepassten Therapiehinweisen, der direkt in die elektronische Patientenakte eingefügt werden kann. Das neue Diagnosesystem ist außerordentlich vielfältig und wird – zusätzlich zum Einsatz in der Zahnmedizin – auch breite Anwendung in humanmedizinischen Arztpraxen, aber auch in Krankenhäusern und Seniorenheimen finden. Zukünftig ist auch der Einsatz bei ärztlichen Hausbesuchen denkbar.

Abschlussberichte der Projektpartner