Interaktive Technologien für vernetzte Mobilität und kommunale Beteiligungsprozesse

Am 23. und 24. November 2023 fand im Tagungswerk Berlin das gemeinsame Vernetzungstreffen der BMBF-Fördermaßnahmen VMO und DiKom statt. Insgesamt kamen etwa 75 Forschende zusammen, um sich über gemeinsame Anforderungen für innovative Mobilitätskonzepte und datengetriebene Planungsprozesse in Kommunen auszutauschen. Neben Vorträgen und Workshops stellten die VMO-Projekte ihre Ergebnisse aus.

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© Heinemeyer | High Vision GmbH

Eine Stadt funktioniert langfristig nur, wenn alle sie mitgestalten können

Nach einer kurzen Begrüßung von Katrin Nostadt aus dem BMBF, leitete Dr. Peter Zeile vom KIT mit seiner Keynote „Digital.Verkehr | Planung | Partizipation“ thematisch in die Veranstaltung ein. Mit seinen stadtplanerischen Ausführungen setzte er eine inhaltliche Klammer um die beiden Themenbereiche „vernetzte Mobilität“ und „kommunale Planungsprozesse“: Beide profitieren stark von Daten. Dr. Zeile stellte fest, dass die Datenerhebung heutzutage sehr leicht funktioniert. Nicht zuletzt, weil fast jeder Mensch in seinem Smartphone eine Vielzahl an Sensoren mit sich führt und konstant Daten sammelt. Zudem zeigte er auch neue Erhebungsverfahren auf, durch die Forschende sehr leicht für die Stadtplanung relevante Rückschlüsse treffen können: Beispielsweise die Messung des individuellen Stresslevels beim Fahrradfahren im Straßenverkehr. Wichtig sei allerdings, diese Daten sinnvoll auszuwerten: Gerade in der Stadtplanung müsse man kontinuierlich das Gespräch mit den Menschen suchen, um zu diskutieren, zu reflektieren und die entsprechenden Strategien anzupassen. Denn letztlich können innovative Stadtplanungs- und Mobilitätskonzepte nur Erfolg haben, wenn sie von Bürgerinnen und Bürgern unterstützt werden.

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Die Keynote hielt Dr. Peter Zeile vom KIT.© Heinemeyer | High Vision GmbH

Die Keynote in voller Länge können Sie hier abrufen.

Erfolgreiche Forschung im Bereich vernetzte Mobilität – trotz widriger Umstände

Die Ursprünge der Förderbekanntmachung „Individuelle und adaptive Technologien für eine vernetzte Mobilität“ (VMO) reichen bis in das Jahr 2017, in dem eine Vorphase in Einzelvorhaben lief. Die darauf aufsetzenden Verbundprojekte waren damals angetreten, um an Innovationen der Mensch-Technik-Interaktion zu arbeiten, die sicher nutzbare, individuelle und flexible Mobilitätslösungen im urbanen Raum adressieren. Die Lösungen sollten gleichermaßen auf individuelle Bedarfe zugeschnitten und umweltgerecht sein. Bei den Ergebnispräsentationen stellten die Projektmitglieder innovative Elektroleichtfahrzeuge (Kamäleon), einen selbstfahrenden Lieferroboter (UrbANT) und ein ganzheitliches Mobilitätssystem, das auf leihbaren Kleinfahrzeugen beruht (SteigtUM), vor. Darüber hinaus präsentierte das Projekt MaaS_LABS eine App, die sämtliche verfügbare ÖPNV- und Sharing-Angebote zu einem „Mobility as a Service“-System kombiniert. Das Projekt U-hoch-3 entwickelte hingegen eine App, mit der in Echtzeit der Belegungszustand von Bahnen geprüft sowie eine Anschlusssicherung und ein Lieferdienst angefragt werden können. Das System geht nach Projektende in den Regelbetrieb. Weitere Informationen zu den Projektergebnissen sowie Projektvideos finden Sie in den Ergebnissteckbriefen.

Podiumsdiskussion mit Vertretern der VMO-Projekte

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Podiumsdiskussion moderiert von Dr. Katja Karrer-Gauß (VDI/VDE-IT, r.), mit Dr.-Ing. Assadollah Saighani (U-hoch-3) und Philip Michalk (MaaS L.A.B.S.), Prof. Dr. Thomas Jürgensohn (Kamäleon), Thomas Lennartz (UrbANT) und Prof. Dr. Bastian Pfleging (SteigtUM) (v.l.n.r.).© Heinemeyer | High Vision GmbH

Die Projekte waren insgesamt sehr erfolgreich. Als herausfordernd beschreiben die Forschenden jedoch unter anderem rechtliche Rahmenbedingen, die ausgeweitete Feldtests und nötige Zulassungen erschwert oder gar verhindert haben. Ein Vorankommen in Mobilitätsfragen sei unter anderem dadurch erschwert, dass die Regeln zur Nutzung öffentlicher Verkehrswege starr auf die drei Gruppen Fußgänger, Fahrradfahrer und motorisierte Kraftfahrzeuge gemünzt seien. Von diesem Verständnis müsse man sich jedoch zugunsten innovativer Konzepte lösen.

Ausstellung der Projektergebnisse und Austausch am Abend

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Demonstratoren Ausstellung in entspannter Atmosphäre am Abend.© Heinemeyer | High Vision GmbH

Projektvorstellungen der „Digitalen Kommune“ und Arbeit in Kleingruppen am zweiten Tag

Der zweite Tag war vor allem für die Vorstellung der frisch gestarteten Projekte aus der Fördermaßnahme „Die digitale Kommune“ (DiKom) reserviert. Die insgesamt sieben Verbundprojekte stellen Ihre Projektideen jeweils in Kurzpräsentationen vor:

  • Im Projekt Bauhaus Partizipation Lab (BPL) soll künftig erforscht werden, wie sich Virtual Reality Anwendungen einsetzen lassen, um Bürgerinnen und Bürgern einen niedrigschwelligen Zugang zu kommunalen Planungsprozessen zu ermöglichen.
  • Im Projekt DeineStadt entsteht ein Computerspiel, das auf Basis von realen 3D-Geodaten entwickelt wird. Es soll Bürgerinnen und Bürgern einen spielerischen Zugang zu städtebaulichen Planungsszenarien vermitteln und sie für die Öffentlichkeitsbeteiligung begeistern.
  • Forschende des Projekts DiKomAll erforschen barrierearme Beteiligungsformate für die kommunale Planung und arbeiten dabei zusammen mit Menschen mit einer sogenannten geistigen Behinderung.
  • Im Projekt EmpHyReS entsteht eine Plattformanwendung mit spielerischen Elementen, die sowohl als Web-Anwendung als auch im Augmented Reality-Format zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an Spielleitplanungsprozessen beitragen soll.
  • Das Verbundprojekt KAIROS erforscht den Einsatz von Mixed Reality Anwendungen, die analoge Beteiligungsformate digital erweitern sollen – etwa, indem sie städtebauliche Planungsprozesse plastisch visualisieren.
  • Forschende des Projekts KoodiKo entwickeln eine App, die es künftig erlaubt, Bürgerinnen und Bürger in einen kommunalen Stadtplanungsprozess einzubeziehen. Die App bildet die realen Planungsvorhaben der Stadt Wuppertal in einem digitalen Zwilling des städtischen Raums ab, sodass Nutzende direkt mit den Planungsalternativen sowie den Verantwortlichen interagieren können.
  • Das Forschungsprojekt TheaDiPOLIS visualisiert kommunale Daten aus Umwelt, Wetter, Verkehr und Besiedlung in sogenannten digitalen Spiegeln und auf einer App. Diese Plattform ermöglicht Bürgerinnen und Bürgern, im Rahmen eines Kammerspiels miteinander zu interagieren und die Auswirkungen ihrer Handlungen auf das Ökosystem zu erleben.

Nach den Projektvorstellungen teilte sich die Gruppe auf und diskutierte in folgenden vier Workshops: 

  • Im Workshop „Deine Stadt smart und nachhaltig machen – innovative Lösungen für urbane Mobilität“ diskutierten die Forschenden zunächst zur Kernfrage, wie sich durch die Hilfe von Bürgerinnen und Bürgern umweltschonendere Mobilitätslösungen etablieren können. Auch ging es um die Frage, wie partizipative Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern langfristig gelingen kann.
  • Der Workshop „Shared Mobility – Fluch oder Segen in der Stadt? Und auf dem Land?“ widmete sich zunächst dem Status Quo der aktuellen Umsetzung von Shared Mobility-Angeboten, die häufig dadurch auffallen, dass sie ungenutzt in der Gegend herumstehen. Es fand ein reger Austausch zu bestehenden durchaus positiven Ansätzen und Konzepten statt. Die Gruppe diskutierte anschließend, was Kommunen sowie Bürgerinnen und Bürger konkret tun können, um zu einer Verwirklichung der ursprünglichen Idee von Shared Mobility beizutragen.
  • Im Workshop „Förderprojekte mit Kommunen erfolgreich durchführen“ fand zunächst ein Erfahrungsaustausch zur Durchführung von Forschungsprojekten mit einer Beteiligung von Kommunen statt. Dabei ging es um die Rolle von Kommunen in Projekten, aber auch um die Vereinbarkeit von FuE und Verwaltungsarbeit sowie die notwendigen förderrechtlichen Rahmenbedingungen. Anschließend erarbeitete die Gruppe Lösungsansätze zur Ansprache, Motivation und Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern im kommunalen Planungskontext.
  • Im Workshop „Datenschätze heben und nutzen“ diskutierten die Forschenden über das Spannungsfeld zwischen Open Data und Datenschutz, das vielen Systemen in einer Kommune zugrunde liegt. Beispiele sind Routenplaner, Parkleitsysteme oder das kommunale Wassermanagement. Im Rahmen des Workshops wurde beleuchtet, welche Quellen es für kommunale Daten gibt und wie diese strukturiert und im Interesse der Bürgerinnen und Bürger eingesetzt werden können.
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Interaktive Workshops in Kleingruppen.© Höft | VDIVDE-IT

In den Workshops, aber auch in den vielzähligen Vernetzungspausen, fand ein intensiver Austausch zwischen den Vertreterinnen und Vertretern der frisch gestarteten DiKom-Projekte und den endenden VMO-Projekten statt. Vor allem die DiKom-Projekte profitierten dabei von den Erkenntnissen aus der VMO-Bekanntmachung.  

Das nächste Vernetzungstreffen der Förderbekanntmachung „Die digitale Kommune“ (DiKom) findet voraussichtlich im kommenden Jahr als Onlineveranstaltung statt.

Weitere Informationen

Bekanntmachung VMO

Bekanntmachung DiKom

Ergebnissteckbriefe VMO