Ergebnissteckbrief CoMiCon

Innovative Technologien kombiniert mit menschlicher Zuwendung

Frau setzt einem Mädchen eine Elektrodenhaube auf
© BDH-Klinik Hessisch Oldendorf gGmbH

Projekt

Das Ziel im Projekt CoMiCon ist es, dass Angehörige und Pflegefachkräfte mit Pflegebedürftigen in minimalen Bewusstseinszuständen kommunizieren können. Dafür wurde ein sogenanntes Brain-Computer-Interface (BCI) entwickelt, das eine einfache Ja/Nein-Kommunikation direkt mit dem Gehirn des Pflegebedürftigen ermöglichen soll. Erste Anwendungen in der Praxiserprobung zeigen Erfolge, die aber stark vom Zustand und der Verfassung der Betroffenen abhängen. Hier sind weitere Forschungsarbeiten notwendig.

 © Brain Products GmbH, © NIRx GMBH, © BDH-Klinik Hessisch Oldendorf gGmbH

Motivation

Aufgrund der fehlenden Kommunikationsfähigkeit sind Menschen in minimalen Bewusstseinszuständen von ihrer Umgebung abgeschnitten und isoliert. Diese Menschen sind jedoch nicht bewusstlos und nicht immer stark in ihrem Bewusstsein eingeschränkt, sondern haben auch Phasen der Wachheit und Aufmerksamkeit. Lernen Pflegebedürftige, sich mithilfe eines BCI-Systems wieder zu äußern, können das Pflegepersonal und die Familie besser auf die Bedürfnisse eingehen. Die Familie ist so in der Lage wieder unmittelbar Verbindung mit dem Angehörigen aufzunehmen.

Technische Innovationen

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Projekt CoMiCon haben ein System entwickelt, mit dem die Kommunikation mit schwer bewusstseinsbeeinträchtigten Menschen getestet und trainiert werden kann. Im Projekt werden erstmalig moderne Technologien wie Elektroenzephalographie (EEG), Nahinfrarotspektroskopie (NIRS), physiologische Sensoren und spezialisierte Software im Zusammenspiel mit individueller menschlicher Zuwendung eingesetzt. Die Pflegebedürftigen hören zunächst Fragen ihrer Angehörigen, zu denen die Antworten bekannt sind. Sie sollen darauf mental in der Vorstellung antworten, so dass aufgezeichnet werden kann, wie sich „Ja“ und „Nein“ Antworten im Gehirn unterscheiden. Wenn danach Fragen mit unbekannten Antworten gestellt werden, kann aus den Gehirn-Aufzeichnungen geschlossen werden, ob eine pflegebedürftige Person mit „Ja“ oder „Nein“ antworten möchte.

Ausblick

Die Wiedererlangung und Aufrechterhaltung selbst einfacher Kommunikationsformen ist für die Betroffenen, die Angehörigen und das Pflegepersonal von größtem Wert. Die Weiterentwicklung der nun zur Verfügung stehenden Methoden wird es erlauben, die für den Menschen essentielle Verbindung von Mensch-zu-Mensch auch in der äußerst schwierigen Intensivpflege von schwer bewusstseinsbeeinträchtigten Pflegebedürftigen länger aufrechterhalten zu können. Für die Anwendung des Systems durch Pflegende und Angehörige in der Praxis, muss das System allerdings noch bedienerfreundlicher werden. Um festzustellen wie verlässlich die Kommunikation ist, bedarf es weiterer Untersuchungen in einem großen Patientenkollektiv, die nur im Rahmen einer großen klinischen Studie erhoben werden können.