Verwertung von Beginn an mitdenken

Am 27. Februar 2024 fand im Innovationshub in Düsseldorf das diesjährige Vernetzungstreffen der Projektverbünde aus der BMBF-Fördermaßnahme HIS statt. Im Fokus des Programms standen die Themen Verwertung und Transfer. Das Programm für die etwa 80 Teilnehmenden enthielt unter anderem spannende Keynotes und interaktive Austausch- und Diskussionsformate.

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Prof. Dr. Claudia Müller ist Koordinatorin des Begleitprojekts CoCre-HIT und hielt die Eröffnungsrede.© VDI/VDE-IT/Höft

Für die acht Verbundprojekte aus den Modulen 1 und 2 der Fördermaßnahme „Hybride Interaktionssysteme zur Aufrechterhaltung der Gesundheit auch in Ausnahmesituationen" (HIS) markierte das Symposium in Düsseldorf bereits das dritte offizielle Vernetzungstreffen der inzwischen zweijährigen Laufzeit. Für fünf weitere Projekte aus dem 2023 frisch gestarteten Modul 3 war dies jedoch das erste offizielle Treffen in der großen Runde. Ein Fokus des Vernetzungstreffens am 27.02.2024, aber auch dem am Tag vorher begangenen inoffiziellen Projekttreffens lag daher auf dem Kennenlernen und der ausgiebigen Vernetzung.

Post-COVID-Syndrom

Die Forschungsprojekte aus Modul 3 sollen in den kommenden Jahren hybride Interaktionssysteme zur Unterstützung der Diagnose von gesundheitlichen Spätfolgen einer COVID-19-Erkrankung – dem sogenannten „Post-COVID“ Syndrom erforschen und entwickeln. Ziel ist es, mehr und bessere Erkenntnisse über die Krankheit zu erlangen und die Vernetzung von Betroffenen und medizinischen Akteuren zu verbessern.

Ein weiterer Fokus des Treffens in Düsseldorf lag aber auch auf den Themen Transfer und Verwertung. Dass es sich hierbei um sehr relevante Aspekte der Projektarbeit handelt, über die man sich innerhalb des Verbunds idealerweise gleich mit dem Startschuss zur Projektarbeit verständigen solle, erläuterte Dr. Sebastian von Engelhardt vom BMBF Projektträger VDI/VDE-IT GmbH eindringlich in seiner Keynote „Verwertung von F&E-Ergebnissen aus Forschungsprojekten“: Es sei essenziell, von Beginn an eine gemeinsame und eindeutige Vorstellung von den Verwertungszielen zu haben. Denn wenn man sich darüber erst in den letzten Monaten der Förderung Gedanken mache, sei es in der Regel schon zu spät.

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Dr. Sebastian von Engelhardt bei seiner Keynote „Verwertung von F&E-Ergebnissen aus Forschungsprojekten“.© VDI/VDE-IT/Höft

Die Keynote von Herrn Dr. Engelhardt können Sie hier in voller Länge abrufen:

https://youtu.be/b8MF3_DS8q0

Nach der Keynote stellten alle 13 Projektverbünde sich und Ihre Arbeit in Form von kurzen Videos vor. Im Folgenden finden Sie jeweils eine Kurzbeschreibung der neu-gestarteten Modul-3 Projekte. Eine Übersicht aller Verbundprojekte der Bekanntmachung finden Sie hier.

Neu gestartete Projekte

  • Die Forschenden des Projekts KoVit beschäftigen sich mit der optischen Erfassung von Vitalparametern. Im Rahmen des Projekts entsteht ein System, das eine kontinuierliche Gesundheitsüberwachung im Alltag erlauben und bei Therapie und Nachsorge von Post-COVID-Erkrankungen unterstützen soll.
  • Im Projekt Post-COVID-E-Doc wird eine lernende hybride Plattform zur schnellen und präzisen Informationsbereitstellung zum Post-COVID-Syndrom entwickelt. Sie soll Ärztinnen und Ärzte, aber auch Patientinnen und Patienten bei der Auswahl einer geeigneten Therapie unterstützen.
  • Forschende des Projekts HINT arbeiten an einer mehrsprachigen App, die bei Verständigungsproblemen hilft und u.a. Symptome des Post-COVID-Syndroms per Spracheingabe erfasst. Die App soll eine niedrigschwellige Gesundheitsaufklärung ermöglichen und langfristig dabei helfen, die Krankheit besser zu verstehen.
  • Das Projekt EPSILON entwickelt Unterscheidungskriterien für die häufigsten Spätfolgen von COVID-19, kognitive Defizite und Fatigue, um daraus zielgerichtete Therapien zu entwickeln. Durch die Nutzung multimodaler Datenprofile in Kombination mit VR-Technologien strebt das Team eine objektive Charakterisierung der Symptome an, um die Grundlage für telemedizinische Anwendungen zu schaffen.
  • Im Projekt Telediag@Smart beschäftigen sich Forschende mit einem sprachbasierten Smartwatch-Assistenzsystem, das eine Vielzahl von Post-COVID-relevanten Symptomen über Spracheingabe und ein passives Monitoring der Vitalparameter erfasst. Die gewonnenen Daten werden an Medizinerinnen und Mediziner weitergeleitet, um präzise Diagnosen vornehmen zu können.

In den Austauschformaten und Fragerunden, die auf die erste Keynote und die Projektvorstellungen folgte, wurde unter anderem die Zulassung digitaler Lösungen als Medizinprodukte thematisiert. Besonders in diesem Bereich zeigten die Forschenden Bedarf an Unterstützung und Beratungslösungen auf, da Regulierungsaspekte in Deutschland für viele noch immer sehr kompliziert und herausfordernd wirken.

Digitalisierung des französischen Gesundheitssystems

Den Aspekt der Regulierung griff auch die zweite Keynote-Rednerin Prof. Dr. Myriam Lewkowicz von der Troyes University of Technology in Frankreich auf. In ihrem Vortrag über die Digitalisierung des Gesundheitssystems in Frankreich zeigte sie auf, dass Frankreich einen völlig anderen Weg als Deutschland eingeschlagen habe, in dem die Regulierung nicht zu Beginn der Digitalisierung eingetreten sei, sondern erst, nachdem sich alle Strukturen mehr oder weniger natürlich entwickelt hätten.

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Die zweite Keynote mit dem Titel "Digitalization of health care in France – combining policy and systems development" hielt Prof. Dr. Myriam Lewkowicz von der Troyes University of Technology, Frankreich.© VDI/VDE-IT/Höft

Die Keynote von Frau Prof. Lewkowicz können Sie hier in voller Länge abrufen:

https://youtu.be/WsQWaZo6Ew8

Während der zweiten Hälfte des Nachmittags fand die 10. Forschungswerkstatt der Bekanntmachung statt, bei der ausgewählte Expertinnen und Experten – beispielsweise aus forschungsnahen Startups – Ihre Erfahrungen zur Verwertung und Ausgründung teilten und den Teilnehmenden einen spannenden Einblick in ihre Arbeit gaben.

Abschließend fand eine Paneldiskussion über die Voraussetzungen von erfolgreichem Transfer statt. Die Diskutantinnen und Diskutanten waren sich darüber einig, dass klare Vorstellungen innerhalb des Verbunds über die Verwertungsziele von großer Relevanz seien. Gleiches gelte aber auch für die Themen Rechtssicherheit und einen zielgerichteten Umgang mit geistigem Eigentum u.a. der Hochschulen.

Weitere Informationen

https://www.interaktive-technologien.de/foerderung/bekanntmachungen/his

https://cocre-hit.de/