Session 10: Digitale Souveränität

Die Digitalisierung verändert die Interaktion zwischen Mensch und Technik bereits heute – beim Lernen, beim Arbeiten und im Privaten. In Zukunft wird diese schnelllebige, digitalisierte Welt unser Leben immer stärker prägen. Alle Generationen sind hier betroffen und haben es mit unterschiedlichen Chancen und Risiken zu tun.

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© Aschoffotografie

Vor diesem Hintergrund ging die Session der Frage nach, wie digitale Souveränität gestärkt werden kann.

Digitale Souveränität betrifft uns als Gesellschaft in sehr verschiedenen Bereichen: sie bestimmt soziale Teilhabe, wenn digitale Kompetenzen zur Voraussetzung werden, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, ebenso, wie unsere Fähigkeit, durch technologischen Fortschritt souverän Schlüsseltechnologien zu gestalten. In der Session wurden die sehr verschiedenen Facetten des Themas durch zwei Impulsvorträge sowie im Rahmen eines World Cafés beleuchtet.

Der erste Impulsvortrag wurde von Chris Boos, CEO des KI-Unternehmen arago GmbH, gehalten. Er verwies darauf, dass Souveränität auch bedeute, unternehmerische Risiken einzugehen. Insbesondere in Deutschland gebe es eine risikoaverse Haltung, was in Zukunft nicht ausreiche, um Schlüsseltechnologien wie Künstliche Intelligenz oder große Dateninfrastrukturen mitzubestimmen, so Boos. Eine andere Perspektive nahm Ethiker und Anthropologe Prof. Dr. Arne Manzeschke ein. Er fokussierte die Souveränität des Individuums im digitalen Raum. Er verwies darauf, dass das Verhältnis der Menschen zwischen ihrem realen Ich und ihrer digitalen Repräsentation nicht geklärt sei. Hier beträfe digitale Souveränität sowohl die persönliche Identitätsbildung sowie unseren gesellschaftlichen Umgang mit personenbezogenen Daten.

Für das World Café wurden mehrere Leitfragen gemeinsam mit den Teilnehmenden diskutiert. An dem Tisch „Mensch-Technik-Interaktion“ wurde betont, dass digitale Souveränität bereits während der Entwicklung einer Technologie adressiert werden sollte und, dass Konventionen, wie z. B. der Einsatz von Open-Source-Software, digitale Souveränität stärken könne.

Der Tisch „Risiken“ beschäftigte sich mit dem Verhältnis von Sicherheit und Risikowahrnehmung im digitalen Raum: beides liegt in der individuellen Nutzung oft auseinander und die Institutionen sollten Rahmenbedingungen schaffen, damit Vertrauen entstehen könne.

Der Tisch „Gesellschaft“ beschäftigte sich zudem mit Machtstrukturen und der Frage, wie weit überhaupt individuelle Entscheidungen im digitalen Raum reichen.

Annette Eickmeyer-Hehn, Leiterin des BMBF-Referats „Mensch-Technik-Interaktion“, konnte ankündigen, dass die angeregten Diskussionen der Session in Zukunft in BMBF-geförderten Projekten weiterverfolgt werden können. In der aktuellen Bekanntmachung „Mensch-Technik-Interaktion für digitale Souveränität“ werden interdisziplinäre Verbundprojekte zu dem Thema gefördert. Teil der Förderbekanntmachung ist auch ein Netzwerk, das die gesellschaftliche Debatte zu dem Thema weiter voranbringen soll.