Session 12

Interaktive Medizintechnik von morgen

Neurotechnologie, Robotik und Künstliche Intelligenz bieten neue Möglichkeiten in der Medizintechnik. Die Entwicklungen in diesen Technologiefeldern und die sich am Horizont abzeichnende Konvergenz zwischen den Bereichen bergen Potenzial für eine neue Qualität der Mensch-Technik-Interaktion. Die Session widmete sich den Fragen: Wie kann die Künstliche Intelligenz die Interaktion von Menschen und Technik im Bereich der Gesundheits- und Pflegetechnologien unterstützen? Wo liegen die technologischen Grenzen?

Impulsvorträge:

  • Maschinelles Sehen
    Prof. Dr. Heiko Neumann, Universität Ulm
  • Biosignalbasierte Interaktionstechnik
    Prof. Dr. Tanja Schultz, Universität Bremen
  • Digitale Patientenmodelle für Therapieplanung, Ausbildung, Patientenaufklärung und Dokumentation
    Dr. Stefan Zachow, Zuse-Institute Berlin (ZIB)
  • Ethik von Medizintechnologien
    Prof. Dr. Stefan Lorenz Sorgner, Friedrich-Schiller-Universität Jena
  • Invasive Mensch-Maschine-Schnittstellen
    Prof. Dr. Thomas Stieglitz, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Mit der Frage „Warum ist maschinelles Sehen schwierig?“ eröffnete Heiko Neumann das Gespräch über die Zukunft interaktiver Medizintechnik. Er unterstrich in seinem Beitrag die Notwendigkeit einer sich selbst erklärenden Künstlichen Intelligenz.

Spracherkennung anhand von Tonaufnahmen ist bekannt. Gesprochene Sprache über die Gesichtsmuskulatur oder aus Gehirnströmen abzuleiten ist dagegen noch Forschungsgegenstand. Tanja Schultz ermunterte dazu, unterschiedliche, weniger klassische Biosignaldaten zu untersuchen und diese einzusetzen, um neue Interaktionstechnologien zu ermöglichen.

Präzise auf den Menschen abgestimmte Therapieformen stellte Stefan Zachow in Aussicht. Verfügbare Daten von Individuen und ganze Populationen kombiniert mit physiologischen Daten und geeignete mathematische Modelle können digitale Patientenmodelle für passgenaue Therapiekonzepte erstellen.

„Strom statt Pillen“? Thomas Stieglitz arbeitet daran, mittels neurotechnischer Implantate, Prothesenträger Reize wieder fühlen zu lassen. Was prinzipiell technisch geht, sei in der Praxis noch problembehaftet.

Wenn wir die Potenziale neuer Technologien gezielt nutzen wollen, dann müssen wir uns Änderungen gegenüber öffnen und z. B. unsere Privatheit loslassen, postulierte Stefan Lorenz Sorgner.

Ob sich Deutsche möglichen Risiken mehr öffnen sollten oder „Safety made in Germany“ zum Exportschlager wird, konnte die abschließende Diskussion zwar nicht klären. Deutlich wurde jedoch, dass es neuer Wege bedarf, Technik zu kommunizieren. Denn nur wenn wir sie begreifen, lernen wir Risiken zu bewerten und bleiben am Ball.