Session 2

Neue Technologien für eine qualitätvolle Pflege

Immer häufiger werden digitale Technologien zur Betreuung pflegebedürftiger Menschen wie Demenzpatienten oder chronisch Erkrankte eingesetzt, um die Pflege zu verbessern und Angehörige zu entlasten. Im Fokus einer partizipativen Technikforschung stehen diese Zielgruppen jedoch eher selten. In der Session wurde diskutiert, wie eine gemeinsame Forschung mit den betroffenen Personen gestaltet werden kann und welche Hürden bei der Entwicklung neuer Technologien überwunden werden müssen.

Impulsvorträge:

  • Einbeziehung von Menschen mit Demenz in die Entwicklung und Evaluation von Technologien
    Jun.-Prof. Dr. Margareta Halek, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE)
  • Außerklinische Beatmung bei chronisch schwerkranken Patienten
    Dr. Ekkhard Hasper, VitalAire GmbH
  • Anforderungen an Technik in der mobilen Rehabilitation
    Dr. Anika Steiner, Charité – Universitätsmedizin Berlin

Margarete Halek berichtete, dass der Einbezug von Menschen mit Demenz in Technologieforschung selten erfolge. Häufiger seien Menschen mit leichter bis mittelschwerer Demenz Objekt der Forschung, manchmal Informanten und nur selten Co-Designer. Ihr Projekt „Inside-Dem“ entwickelt Technik, die für Angehörige das Verhalten von Demenzbetroffenen verständlich machen soll. Die Einbeziehung von älteren Rehabilitationspatienten sei dagegen einfacher, erläuterte Anika Steinert. Das Projekt „Morecare“ zeige aber auch, dass Erkrankungen und Sterblichkeit eine Kontinuität erschweren. Die geringe Vorstellungskraft für neue Technik erfordere zudem ein frühes Prototyping, um deren Einsatzmöglichkeiten begreifbar zu machen. Für die gemeinsame Technologieentwicklung sei zudem das Versorgungsumfeld von Bedeutung. Ekkhard Hasper berichtete aus dem Projekt „situCare“, dass für die Versorgung außerklinisch beatmeter Patienten die Angehörigen enorm wichtig seien und somit Teil des sozio-technischen Entwicklungsziels sein müssen.

Insgesamt zeigten die Impulsredner auf, dass es einen universal einsetzbaren partizipativen Forschungsansatz nicht gibt. Vielmehr sei entsprechend der Zielgruppe und Zielsetzung zu entscheiden, welche Methoden zum Einsatz kommen können. In einem anschließenden Workshop leitete Katina Sostmann an, wie mittels Stakeholder-Map, Persona- und Empathy- Map alle Akteure der pflegerischen Versorgungsituation und die Bedürfnisse Pflegebedürftiger Eingang in den Gestaltungprozess finden können. Wie derartige Methoden in die Forschungspraxis integriert werden können, wann sie im Prozess der Nutzereinbindung eingesetzt werden, ihre Rolle in Bezug auf die Verwertung sowie mögliche Risiken einer zu starken Vereinfachung der Versorgungssituation sind künftige Themen mit erheblichem Austauschbedarf ebenso wie ihr Verhältnis zur notwendigen Evidenzbasierung aus Medizinsicht.